Wer im Bad ein Statement für alles Zeitlose setzen will, gibt Impulse in Schwarz.
Eleganz, Exklusivität, Feierlichkeit, aber auch Dunkelheit und schwarze Magie; jedenfalls in der westlichen Welt ist Schwarz die Farbe der Trauer, des Anarchismus, der Enthaltsamkeit, der Maskulinität und Strenge, des Intellektuellen: Kein anderer Farbton löst vergleichbar viele Assoziationen aus – und gilt dennoch als neutralste aller Farben. Schwarz nimmt sich zurück und Schwarz hebt hervor. Dabei ist Schwarz streng genommen überhaupt keine Farbe. Physikalisch betrachtet ist Schwarz die Abwesenheit von sichtbarem und nicht sichtbaren Licht und als Sinneseindruck ein Zustand.
Maler des Lichts
Als der französische Künstler Pierre Soulage für seine erste Ausstellung im Jahr 1947 mit schwarzer Farbe, genauer mit Nussschalenbeize, auf Leinwand malte, bezweckte er damit nicht weniger als den radikalen Bruch mit der figurativen Kunst. Alles Gegenständliche wich der Abstraktion. Später prägte er den Begriff des Outrenoir, des „jenseitigen Schwarz“. Seine Leinwände waren nunmehr ganz in Schwarz getaucht, das fortan extrem dick zu Texturen aufgetragen war. Bis heute arbeitet der inzwischen Hundertjährige so. Eigentlich male er mit dem Licht, wie Soulage selbst sagt. Erst die Reflexion macht seine Arbeit vollkommen.
Schwarz in der Mode
Während uns Schwarz in der Kunst jedoch oft düster erscheint, ist es aus der Mode spätestens seit Audrey Hepburn im 1961 erschienenen Film „Breakfast at Tiffany´s“ nicht wegzudenken. Seitdem liegt das schwarze Kleid immer im Trend un wirkt stets angemessen. Erfunden hatte das kleine Schwarze die französische Modedesignerin Coco Chanel. 1926 veröffentlichte die Vogue eine Zeichnung ihres „Little Black Dress“, eines skandalös knapp geschnittenen, schwarzen Kleides, das der Frau nach dem Ersten Weltkrieg ein neues Selbstbild verleihen sollte. Die Geschichte der weltlichen schwarzen Kleidung reicht weit zurück.
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Im 14. Jahrhundert entdeckten betuchte Bürger den aufwendig herzustellenden Farbton für sich, weil bestimmte andere Farben nur dem Adel vorbehalten waren. Über das Herzogtum Burgund gelangte Schwarz dann ab dem 16. Jahrhundert in alle wichtigen Zentren Europas. Bei Hofe trug man Schwarz, Vermögende kleideten sich Schwarz. Auch in den Roben von Gelehrten, von Universitätsprofessoren, Theologen und Juristen, fand sich das Schwarz bald wieder. Erst im 19. Jahrhundert wurde es zur allgemeinen Farbe der Trauer, auch im Bürgertum.
Schwarz als verbindendes Element
Im Produkt- und Industriedesign spielt das Schwarz eine ganz einfache Rolle: Es fasst die Vielheit zusammen. Oder hast du dich nie gefragt, weshalb Hifi-Anlagen, Rasierer, Föne, eBook-Reader oder Kaffeemaschinen so oft schwarz gehalten sind? Sie müssen ungeachtet des Einrichtungsstils ihrer Nutzenden zueinander passen. Der Designer Dieter Rams machte es vor. Seine Produkte für die Firma Braun waren in erster Linie schwarz, weiß oder hellgrau. Und auch Apple folgt dem Prinzip: Nach kurzen bunten Eskapaden mit dem ersten iMac und den iBooks Ende der 1990er sind MacBooks, die es zunächst in Weiß gab, seit Längerem Silber oder „Space Grau“, und ist Schwarz beim iPhone die mit Abstand meistverkaufte Farbe. Denn die Farbe hat einen entscheidenden Vorteil: Sie ist dezent und pflegeleicht.
Immer wieder verkünden Forschende übrigens, das schwärzeste Schwarz entwickelt zu haben, wie zuletzt im Herbst 2019. Bei dem Super-Schwarz handelt es sich um eine Beschichtung aus Kohlenstoffnanoröhrchen, die einfallendes Licht nahezu vollkommen absorbiert. Einsatz findet es in der Wissenschaft, etwa zum Kalibrieren von Weltraumteleskopen.
Chrom adé im Badezimmer
Im Interior Design sind schwarze Akzente schon seit längerem Trend. Im Bad schaffen sie eine Alternative zu Chrom. Axor, Hansgrohe, Dornbracht, Fantini oder Duravit: Sie alle haben mittlerweile schwarze Badarmaturen im Programm. Passendes Mobiliar liefern beispielsweise Burgbad mit der Möbelserie „Mya“ aus Holz oder Agape mit dem von Patricia Urquiola gestalteten modularen System „Rigo“, das es in Schwarz, Mattweiß oder Hellgrau gibt. Wannen und Waschtische mit starkem Schwarzweißkontrast gibt es bei Bette mit der Desginlinie „BetteLux Shape“. Die freistehende Badewanne der Serie wird von einem filigranen Rahmen aus pulverbeschichtetem Stahl getragen und scheint regelrecht im Raum zu schweben. Damit der minimalistische Look aus Schwarz und Weiß harmonisch wirkt, gilt es, mit natürlichen Komponenten zu kombinieren – allen voran mit Holz.
Der Künstler Pierre Soulage sagte einmal in einem Interview: „Schwarz aktiviert andere Farben, es macht sie heller und klarer. Schwarz ist die aktivste Farbe.“ Der beste Beweis dafür ist vielleicht das Material „Marmoreal“ des Londoner Designers Max Lamb: In dem Terrazzo treten kleine gelbe, grüne, rötliche Marmorstücke fabelhaft strahlend hervor. Wer glaubt, Schwarz sei karg, düster und steril, hat nur die Kraft dieser Farbe noch nicht erkannt.
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