Interview

Das erste gedruckte Wohnhaus hat eine Badewanne von Bette

In Beckum im Münsterland steht jetzt das erste Einfamilienhaus Deutschlands, das im 3D-Betondruck-Verfahren entstanden ist. Das visionäre Projekt verfügt über eine Bette Badewanne und zwei Bette Duschwannen. Architekt Alexander Hoffmann und Installateur Tobias Leifhelm erzählen, wie sich mit 3D-Technologie auch im Badezimmer die Planung und der Bauablauf verändern.

Alexander Hoffmann vom Architekturbüro Mense-Korte.
Alexander Hoffmann vom Architekturbüro Mense – Korte
Tobias Leifhelm vom Installationsbetrieb Leifhelm & Pelkmann
Tobias Leifhelm vom Installationsbetrieb Leifhelm & Pelkmann

Herr Hoffmann, Herr Leifhelm, jetzt, wo Sie das erste gedruckte Wohnhaus Deutschlands verwirklicht haben: Ist 3D-Druck die Bauweise der Zukunft?

Alexander Hoffmann: 3D-Druck wird sicherlich die Zukunft mitgestalten, denn wir können damit Probleme lösen, die die Baubranche umtreiben: Die Branche findet keinen Nachwuchs mehr. 3D-Druck öffnet neue Perspektiven: Der Maurer 2.0 steht nicht mehr mit der Kelle auf der Baustelle, sondern mit dem Laptop. Das ist natürlich wahnsinnig spannend –gerade für die jüngeren Generationen.
 
Tobias Leifhelm: Wir brauchen fähige Leute im Handwerk. Da muss man versuchen, das Berufsbild in den Köpfen der Leute zu verändern. So ein 3D-Druck-Projekt zeigt: Hey, da gibt’s auch was Innovatives, Schnelles und Zukunftweisendes.
Erstellung des Grundrisses Schicht für Schicht mit dem 3D-Drucker in Beckum.

Wie funktioniert 3D-Druck genau? Wie kommt das Haus aus dem Drucker?

Alexander Hoffmann: Das ist kein Hexenwerk. Am besten stellt man sich einen Drucker vor wie aus dem Hausgebrauch, nur mit x-, y- und z-Achse. In Beckum war für uns spannend, wie es ist, draußen an der frischen Luft zu drucken, wenn die Sonne scheint, der Wind weht oder es regnet. Vorher hatten wir nur in einer Halle gedruckt. Deswegen haben wir da erstmal ein Zelt um den Drucker herum gebaut. In Zukunft wird es so sein, dass ich den Drucker einfach nur auf die Baustelle stelle und dann Schicht für Schicht meinen Grundriss erstelle.

Wie groß ist so ein Drucker?

Alexander Hoffmann: In Beckum hatten wir eine druckbare Spannweite von 12 
einhalb Metern, 15 Metern Höhe und eine Länge von 7 einhalb Metern. 

Und die Druckerdüse spritzt den Beton dann wie eine Sahnespritze.

Alexander Hoffmann: Genau. Das funktioniert wie beim Verzieren einer Sahnetorte. Die spezielle Betonzementmischung kommt Schicht für Schicht aus der Düse.

Schicht für Schicht entsteht der Grindriss des 3D-Druckerhauses in Beckum.
Schicht für Schicht wird die Betonzementschicht mit dem 3D-Drucker aufgetragen.

Und wie lange dauert es, ein ganzes Haus zu drucken?

Alexander Hoffmann: Wir haben insgesamt 100 Druckstunden gebraucht. Teilweise haben wir zehn Zentimeter am Tag gedruckt und mussten dann wieder gucken, ob alles gut funktioniert. In Zukunft wird es so sein, dass der Drucker 24/7 in Betrieb ist, dann können wir in 3 bis 4 Tagen ein komplettes Geschoss drucken. 

Im Vergleich: Wie lang würde es in herkömmlicher Bauweise dauern, ein Haus zu bauen?

Alexander Hoffmann: Die Besonderheit bei diesem Haus ist, dass es überall über
abgerundete Ecken verfügt. Solche Merkmale sind in der herkömmlichen Bauweise sehr anspruchsvoll in der Umsetzung und kosten sehr viel Zeit. Mit 3D-Druck sparen wir etwa 50 Prozent der Zeit. 
Das erste Einfamilienhaus Deutschlands, welches im 3D-Betondruck Verfahren entstanden ist.
In Beckum im Münsterland steht jetzt das erste Einfamilienhaus Deutschlands, das im 3D-Betondruck-Verfahren entstanden ist.

Was sind weitere Vorteile?

Alexander Hoffmann: Die Designfreiheit für den Architekten und den Bauherrn sind natürlich toll. Dazu kommen die kurzen Bauzeiten. Die Materialersparnis. Ich brauche weniger Manpower auf der Baustelle, es reichen zwei bis drei Personen. Und dass wir die Nebengewerke schon früh implementieren und dadurch eine hohe Planungsqualität erreichen können. Außerdem können wir sehr viel Müll reduzieren.
 
Tobias Leifhelm: Es ist wirklich super, dass man so kreativ sein kann. Dass wir individuelle Lösungen finden können, die auch wirtschaftlich vertretbar sind.

Wie verändert sich der Bauablauf im Badezimmer?

Tobias Leifhelm: Das Badezimmer ist ein sehr anspruchsvoller Raum. Dort sind viele Gewerke tätig. Wenn alle von Anfang an im Boot sind, erzielt man auch gute Ergebnisse. Das 3D-Druck Verfahren verlangt genau das, also dass man schon vorzeitig mit allen Beteiligten alle technischen und designrelevanten Fragen abstimmt, damit am Ende auch alles passt und funktioniert. Das Resultat ist dann auch viel besser. 
Das erste gedruckte Wohnhaus hat eine Badewanne von Bette.
Das erste Einfamilienhaus Deutschlands im 3D-Druckverfahren mit Bette Badewanne.
Das visionäre Projekt verfügt über eine Bette Badewanne und zwei Bette Duschwannen.

Wieso haben Sie sich für Bette entschieden?

Tobias Leifhelm: Die Firma Bette ist einfach sehr überzeugend von der Qualität ihrer Produkte, ist kreativ, flexibel und verlässlich, einfach ein dynamisches Familienunternehmen. Von der Betreuung, der Kommunikation, der technischen Unterstützung – da stimmt einfach alles. Die sind zum Objekt gekommen und haben nochmal erklärt, wie der Montagerahmen gesetzt wird, wie die Abdichtung funktioniert. Die große Herausforderung war, dass die Rundung der Wand zur Badewanne passt. Der Rahmen für die Aufnahme der Badewanne war auch gedruckt und die Wanne wurde dort hineingesetzt. Und wir waren alle wirklich erleichtert, als das alles dann auch tatsächlich gepasst hat. Denn weder die Wanne noch das Haus hätten wir nachträglich verändern können. Bei Bette hat man gemerkt, die waren von Anfang an mit Herzblut dabei. Solche Unterstützung braucht man auch, sonst kriegt man so ein ambitioniertes Projekt nicht realisiert.
 
Alexander Hoffmann: Bei so einem Projekt ist es extrem wichtig, dass man motivierte Leute dabeihat. Wir betreiben hier Forschung und Innovation, man muss alle an einen Tisch holen und sich überlegen, wie man ein Problem löst. Bei der Sache mit der Badewanne hab‘ ich Blut und Wasser geschwitzt. Vorher hatten wir eine 3D-Datei von Bette bekommen mit der genauen Rundung der Badewanne, diese Daten haben wir in unser Planungstool gespeist. Aber dass die Wanne am Ende dann wirklich perfekt gepasst hat, war natürlich einfach super. 

Was haben Sie bei diesem Projekt gelernt?

Alexander Hoffmann: Der hohe Digitalisierungsgrad garantiert ein final durchdachtes Bauwerk. Das ist einfach toll.
 
Tobias Leifhelm: Dass solche Gebäude viel Spaß machen umzusetzen, sofern man das richtige Team hat.

Wann bauen Sie das nächste 3D-Haus?

Alexander Hoffmann: Wir haben vieles in der Pipeline. Gerade drucken wir Tiny-Häuser in Süddeutschland.
 
Tobias Leifhelm: Wir haben große Lust auf weitere Projekte und sind gespannt, auf
alles, was da noch kommt.
Das erste Einfamilienhaus Deutschlands im 3D-Betondruck-Verfahren, Beckum.
Die Badezimmer im 3D-Druckerhaus in Beckum beinhalten Bette Badewannen und Bette Duschwannen.
Die Besonderheit des 3D-Druckerhauses in Beckum sind die abgerundeten Ecken.